Bosch Wallscanner D-Tect 120 & OfficeOn

Als selbstständiger Architekt, ständig auf der Suche nach Leitungen und Unterkonstruktionen, habe ich bereits einige Messgeräte verwendet und auch verschlissen. Die Sanierung meines neuen Büros ist zudem der perfekte Testraum für den Bosch Wallscanner D-Tect 120.
Der erste Eindruck: Der Versandkarton leicht ramponiert, der Inhalt jedoch heil und top. Das Testgerät im großen Set und in meinem Fall einem kleinem Bosch & GoTools-Goodie-Bag, welcher jedoch das Testergebnis nicht beeinflusst. 😉
Die neue L-Boxx ist eine freudige Erweiterung meiner wachsenden Sammlung und beinhaltet den Scanner, einen 2Ah 12V Akku nie mehr Batterien kaufen, ein Ladegerät und den obligatorischen Papierkram. Das recht große, jedoch leichte Gerät selbst überzeugt mit ergonomisch, gummierten Griff und großem, beleuchtetem Display und der einfachen Handhabung: Wandtyp auswählen, kurz kalibrieren und scannen.
Das Display zeigt ein Fadenkreuz an, welches sich füllt und zudem die Richtung angibt in der sich die nächste Leitung/Unterkonstruktion befindet. Zugleich leuchtet eine farbige LED in Grün: Nichts da; in Orange: etwas in der Nähe oder Rot: etwas gefunden. Ein Piepston, welcher auch ausgestaltet werden kann, hilft, falls man mal keinen direkten Sichtkontakt haben sollte.
Was mich leider nicht völlig überzeugen konnte ist die Kunststoffkonstruktion. Das Einsetzen und Herausnehmen des Akkus ist somit sogar noch friemeliger als bei meinen anderen 12V Bosch-Pro Geräten und durch die dünnwandige Bauweise macht das Gerät einen ziemlich fragilen Eindruck, der nicht unbedingt baustellensicher wirkt. So ein Messgerät stürzt mir gerne auf Baustellen aus der Tasche, meist zum ungünstigsten Zeitpunkt aus großen Höhen. Was jedoch besonders negativ auffällt ist die nackte Kunststoffrückseite des Scanners. Eben diese Seite wird beim Scanvorgang ständig über die zu untersuchende Fläche geschoben, wodurch einerseits das Gerät zerkratzt aber vor allem die fertige Bauteiloberfläche beschädig wird.
Als Vergleichsgerät und letzter Baustellenüberlebender dient mein alter Workzone Multi-Sensor (GT-MM-10), der stellvertretend für sämtliche billigen Leitungs- und UK-Detektoren herhalten muss.
Dass diese beiden Gerätetypen weder in Punkto Technik, Haptik, noch Ausstattung vergleichbar sind sollte dabei allen klar sein.
Der Workzone Scanner zeichnet sich durch sein billiges Plastikgehäuse, einer dauernd leeren 9V-Batterie und einer ziemlich nervigen Bedienung aus.
Dieses kleine billige Ding hat dem teuren Bosch-Gerät jedoch eines voraus: einen Filzrücken, der die Bauteiloberflächen schützt.
Beide Scanner mussten sich im Feldversuch ein paar Test stellen:
Trockenbauwand: GK mit Stahl-UK:
Beide Geräte konnten die Stahl-UK finden. Das Bosch Gerät gibt dabei die Position sogar ziemlich genau an.
Die (tote) Stromleitung hingegen wurde nur vom Bosch Gerät gefunden.
Trockenbauwand: GK-OSB, mit Holz UK + rückseitig Stahlprofil
Der Bosch Scanner hatte bei diesem Wandaufbau leider Schwierigkeiten die Holz-Unterkonstruktion zu finden. Von der anderen Wandseite, welche keine OSB-Beplankung aufweist, konnte der Bosch die Holz UK präzise finden. Als zusätzlichen Test habe ich auf der Wandrückseite ein Stahlprofil angebracht. Das Stahlprofil wurde ebenfalls präzise vom Bosch Gerät angezeigt.
Der Workzone Detector konnte das Stahlprofil auf der Wandrückseite nicht finden, konnte aber beidseitig die Holz-UK erkennen.
Trockenbauwand: Alu-Verbundrohr (Wasserleitung) hinter GK-Vorwand
Der Bosch Scanner konnte auch diese Leitung erkennen, jedoch nicht genau verorten.
Das Workzonegerät hingegen fand nichts.
Mauerwerk: Strom- und Wasserleitungen
Bosch schlägt sowohl bei Wasser- als auch Stromleitungen an und konnte die Lage auch recht genau angeben.
Wie auch das Bosch Gerät warnt der Workzone Scanner vor der Stromleitung mit einem Blitz-Symbol. Wo sich diese, oder die Wasserleitung, befinden kann durch das billige Gerät nicht genau bestimmt werden.
Beton:
Wie sich die beiden Scanner bei Betonbauteilen verhalten, konnten wir in diesem Gebäude leider nicht testen. Da hier keine Betonwand verbaut ist haben wir versucht den Bodenaufbau (Asphaltestrich Betonfertigteilelemente) zu scannen. Das Bosch Gerät hat so gut wie überall angeschlagen; das Workzone Gerät hingegen nirgends. Wo sich der Bewehrungsstahl genau befindet, könnten wir ohnehin nicht gegenprüfen.
Fazit zum D-Tect:
Der Bosch Detector konnte mich sehr überzeugen und wird auf alle Fälle meinen Arbeitsalltag erleichtern und vor allem verbessern. Auf die Frage: Wo sind in dieser Wand Leitungen, bzw. die Unterkonstruktion?, gibt Bosch in 90% der Fälle eine genaue und zuverlässige Antwort, zerstört dabei aber das Oberflächenfinisch der besagten Wand. Der billige Scanner antwortet auf dieselbe Frage meistens einfach nur: ..Ja Die Wand bleibt durch den Filzaufsatz dabei unbeschadet.
Office On:
Zunächst muss ich an dieser Stelle betonen, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre. OfficeOn richtet sich eindeutig an Handwerksbetriebe. Ich kann das Programm daher nur recht oberflächlich beurteilen und punkte hervorheben die mir aus der Sicht eines Planungsbüros besonders vorkommen.
OfficeOn ist eine reine Cloudlösung. Man hat also von überall Zugriff auf seine Daten; so lange man Internet hat. Bosch bietet verschiedene Vertragsmodelle an, die je nach Laufzeit etwas mehr und mal etwas weniger kosten können. Dabei sind eine Bürolizenz und eine mobile Lizenz im Preis enthalten, ohne dass zusätzliche Kosten für einzelne Module, wie Zeiterfassung, Terminplanung etc. anfallen. Weitere Benutzer oder Mobillizenzen, beispielsweise für Mitarbeiter, können zusätzlich gebucht werden.
Die Einrichtung der Software erfolgt durch eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung, die den Einstieg besonders nutzerfreundlich gestaltet. Zudem kann auch eine Demo gebucht werden, bei der einem ein Bosch-Mitarbeiter die Funktionen von OfficeOn erklärt und auch sämtliche Fragen beantwortet.
Bei der Einrichtung ist mir ein kleiner Kritikpunkt aufgefallen: die Einschränkung beim Upload des eigenen Firmenlogos. Dieser erlaubt nur Dateien bis zu einer maximalen Größe von 2500x1250 Pixel, was ggf. eine vorherige Anpassung der Grafik erfordert.
Besonders praktisch ist die Möglichkeit, Berichte direkt in der App von unterwegs zu erstellen und mit einer (Kunden-)Unterschrift zu versehen. Die App funktioniert dabei auch teilweise offline, beispielsweise in einem Keller, muss jedoch im Anschluss zum Datenabgleich wieder synchronisiert werden.
Das Datenmanagement ist ebenfalls gut gelöst. Kundendaten können problemlos aus beispielsweise SevDesk übernommen werden. Die Verwaltung der Daten erfolgt in einer übersichtlichen Oberfläche, die unbegrenzte Ablagemöglichkeiten, ohne Speicherbegrenzung, bietet. Daten werden jedoch für das gesamte Projekt chronologisch abgelegt und können nicht in Unterordner extra kategorisiert werden.
Die Zugriffsrechte für Mitarbeiter sind individuell anpassbar, sodass die Nutzung der Software genau auf die jeweilige Rolle abgestimmt werden kann.
Die Kalenderfunktion der Software ist umfangreich. Der Kalender ist über verschiedene Geräte hinweg synchronisierbar. Die integrierte Zeiterfassung wird nahtlos in den Kalender übernommen, was die Planung und Dokumentation erheblich erleichtert.
Die Verwaltung von Produkt- und Leistungskatalogen ist meiner Meinung nach ein weiteres Highlight der Software. Sie ermöglicht die Integration von Großhändlerkatalogen, wie etwa Datanorm oder IDS, und unterstützt zusätzlich die Erstellung eigener Kataloge. Positionen können flexibel als Alternativ-, Bedarfs- oder Normalpositionen definiert werden.
Das Rechnungs- und Dokumentenmanagement überzeugt mit einer Vielzahl an Anpassungsmöglichkeiten. Rechnungsformate und Layouts sind individuell einstellbar, und Dokumente können direkt aus dem System per E-Mail versendet werden. Auch die neuen Anforderungen der E-Rechnung werden unterstützt. Bei Stornierungen wird automatisch eine Stornorechnung erstellt, und das integrierte Mahnstufenmanagement erleichtert den Umgang mit offenen Forderungen.
Im Projektmanagement punktet die Software durch Effizienz. Aus einem angenommenen Angebot können direkt Rechnungen, Termine oder Lieferscheine erstellt werden. Für die Zusammenarbeit mit Planern und weiteren Dienstleistern ist eine GAEB-Integration vorhanden, die einfache Bearbeitung von Ausschreibungen ermöglicht. Zudem bieten sogenannte Mischpositionen die Möglichkeit, Kalkulationen mit verdeckten Details für den Kunden zu erstellen, während die eigene Berechnung weiterhin einsehbar bleibt.
Daten können unkompliziert für Steuerberater oder die Buchhaltung exportiert werden. Arbeitsberichte und Aufmaßdaten lassen sich direkt in der App erfassen und über Bluetooth-Verbindungen, beispielsweise mit MeasureON, synchronisieren. Kunden können per SMS oder Email über Terminbestätigungen benachrichtigt werden, was den Kommunikationsaufwand reduziert.
Alles in allem kann OfficeOn meiner Meinung nach den Arbeitsaufwand, Kommunikations- und Übertragungsfehler und vor allem den Papierverbrauch reduzieren.
Die Oberflächen sind schön, übersichtlich und einfach zu verstehen gestaltet.
Durch ein paar Erweiterungen bzw. Optimierungen könnte OfficeOn auch für uns Planer zur Projektmanagement-Lösung umgebaut werden, was die Zielgruppe erheblich erweitern könnte.
Ob die recht kostspielige Software im eigenen Betrieb sinnvoll integriert werden kann, sollte man aber vorher bei einer kostenlosen Demo-Vorführung genau sondieren.
Tester
Julian
Verwendetes Werkzeug
Bosch Ortungsgerät Wallscanner D-tect 120
Gewerk
k.a.
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