Bosch GBH 18V-34 CF in der Gebäudesanierung

Der Bosch Akku-Bohrhammer BITURBO GBH 18V-34 CF reiht sich bei mir in einen respektablen Gerätepark der Hersteller Makita, Metabo, Bosch sowie Fein ein, ist mit einer UVP von 1.284,49 € aber das mit Abstand teuerste Gerät. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen!

Wir starten gerade in die Kernsanierung unseres Hauses mit viel geplanter Eigenleistung, er kommt also wirklich zum richtigen Zeitpunkt. In meinem Test tritt er im direkten Vergleich gegen den kabelgebundenen Makita HR2470 Kombihammer an, der mich schon durch einige Projekte begleitet hat. Der Vergleich ist nicht ganz fair (5,8 J gegen 2,4 J, Akku gegen Kabel, ….), aber war für mich durchaus interessant.


Mein erster Eindruck vom Boschhammer: was ein Teil! Auf Online-Bildern habe ich mich gedankenlos noch geärgert, dass er keine L-Boxx spendiert bekommen hat. Als er hier ankam war klar, warum. Der Fotovergleich zur L-Boxx der 1,1 kW Schlagbohrmaschine sagt alles. Der Qualitätseindruck des Geräts ist über jeden Zweifel erhaben, und beim ersten Auspacken fühlte ich mich wie ein Kind an Weihnachten!

Mein Praxistest: Unser Keller ist Baujahr 1938, die Außenwände sind aus 50 cm starken Grauwacke Blöcken, und die Kellerdecke aus einem stark mit Kieseln versetzten Beton. Beide Materialien splittern stark. Die Heizungsanlage wird modernisiert und wechselt den Raum, und die Elektrik wird erneuert. Entsprechend fallen viele Löcher in und durch die Wände und Decken an. Bei Bohrungen >12 mm kommt der Kombihammer mit seinen 2,4 J da einfach an seine Leistungsgrenzen. Als Bohrer nutze ich schon länger die Bosch-Expert SDS-Plus 7X, die ich nur empfehlen kann.

Mit dem Bosch habe ich erstmal ein paar Probebohrungen an losen Grauwacke-Steinen gemacht, um ein Gefühl für die Maschine zu bekommen, Ergebnis siehe Bilder. Erst danach ging es im Keller rund!

Das Gerät hat Leistung satt! Keine der Bohrungen hat es irgendwie vor Probleme gestellt. Es dosiert sich wirklich sehr feinfühlig, man kann hervorragend anbohren, ohne zu verlaufen. Auch Splitter sind nicht aufgetreten. Dabei kommt einem tatsächlich das hohe Gewicht zu Gute, welches als träge Masse das System beruhigt. Und die Vibrationsdämpfung, die für mich einen riesigen Sprung nach vorne bedeutet. Mit dem Makita ist es deutlich schwieriger, sauber anzubohren: aufgrund des geringeren Gewichts und der fehlenden Vibrationsdämpfung geht jeder Schlag viel stärker in den Arm, der Bohrer springt an der Spitze. Das ist natürlich minimal, und durch Gegendruck und vorsichtige Dosierung zu kompensieren; aber mit dem Bosch geht es einfach viel müheloser und präziser. Die Leistung, die das Gerät dabei verrichtet, wird einem erst so richtig bewusst, wenn der Bohrer vorne das Rauchen anfängt…

Das liegt auch an der sehr geringen Lautstärke. Das Schlagwerk ist deutlich (!) leiser als beim Makita. Da ich aber so oder so dabei einen Gehörschutz trage, fällt der Unterschied dann doch nicht so ins Gewicht.

Irritiert musste ich feststellen, dass der Umschalter auf dem Geräterücken keine Einstellung fürs Bohren hat! Die Schlagfunktion lässt sich nicht abschalten! Bosch legt stattdessen eine zweite Aufnahme für Rundschaftbohrer bei. Diese lässt sich mit einem Handgriff auswechseln, ähnlich dem Bohrerwechsel im SDS-Plus. Ich bin aber gespannt, wie das nach ein paar Wochen im Staub auf der Baustelle aussieht. Das Futter für die Rundschaftbohrer deaktiviert mechanisch die Schlagübertragung. Dadurch kann man Bohrkronen oder normale Holz- und Metallbohrer einsetzen. Für letztere ist die Maschine aber eher ungeeignet, da sie nur bis 500 U/min dreht. Mir gefällt diese Lösung schon jetzt überhaupt nicht. Beim Makita (und den meisten anderen Bohrhämmern) kann man per Wahlschalter das Schlagwerk komplett deaktivieren. Beim Bosch läuft es weiter, auch wenn der Schlag nicht auf das Bohrfutter übertragen wird! Das macht das normale Bohren viel zu unruhig. Und schluckt dann unnötig Akku-Leistung. Das zweite dadurch auftretende Problem ist das Bohren in Fliesen: bei (weichen) Fliesen bohre ich mit dem Makita ohne Schlag mit den SDS-Plus 7X Steinbohrern durch die Fliese, und schalte dann für den Stein dahinter den Schlag hinzu. Beim Bosch kann ich die SDS-Plus Bohrer nicht ohne Schlag laufen lassen, man braucht also entweder eine zweite Maschine, die SDS-Plus ohne Schlag kann, oder einen Satz Rundschaftbohrer. Beides macht mir das Leben auf der Baustelle nicht einfacher. Bei den großen Brüdern mit SDS-MAX Aufnahme verstehe ich diese Design-Entscheidung sogar, da bohrt niemand mit einem 6 mm Bohrer, und denen liegt die Rundschaftaufnahme gar nicht erst bei. Aber der Nutzwert des GBH 18V-34 CF wird für mich dadurch unnötig geschmälert. Dabei nervt mich der ins leere schlagende Antrieb beim Arbeiten mit Bohrkrone mehr als der Bohrfutterwechsel.

Während der fehlende Bohrmodus eine bewusste Entscheidung gewesen sein wird, ist folgende Macke wahrscheinlich einfach ein Designfehler: Der Zusatzhandgriff ragt in senkrechter Position wenige Millimeter nach unten über den Geräteboden hinaus. Dadurch steht das schwere Gerät sehr kippelig auf der Rückkante des Akkus und der Rundung vom Griffende. Da braucht es nur einen kleinen Stups, und es fällt von der Werkbank. Wenn ich den Griff seitlich verdrehe, steht es gut. In der Position kollidiert der Griff dann aber mit dem Kofferdeckel. Man bekommt ihn aber noch zu, beult dann halt leicht den Kunststoff aus. Ein nervige und unnötige Macke mit dem potentiellem Risiko, das teure Gerät am Werkstattboden zu zerstören.

Kommen wir zu App. Schön ist, ich brauche keine Anmeldung. Einrichtung und Geräteverbindung hat problemlos funktioniert. Am Gerät gibt einen Folientaster um zwischen „Auto“, „Favorit“ und „Soft“-Modus umzuschalten. Die Einstellungen im „Favorit“-Modus kann man in der App frei wählen. Ich habe mal einen Screenshot der möglichen Einstellungen gemacht. Prinzipiell ganz praktisch, leider gibt’s nur dieses eine Profil. Wenn ich also zwischen zwei bevorzugten Konfigurationen wechseln möchte, muss ich jedes Mal in die App gehen und das Profil „Favorit“ ändern. Warum kann ich dort nicht wenigstens drei Konfigurationen speichern und an der Maschine durchschalten? So habe ich die Funktion bislang im Einsatz nicht genutzt. Vielleicht verstehe ich ja den gedachten Nutzen falsch, aber die Vorstellung, auf der Baustelle in all dem Dreck die Handschuhe auszuziehen, das teure Smartphone zu zücken, um dann die Maschineneinstellung in der App anzupassen -das passt für mich nicht. Für mich wäre es viel praxistauglicher, wenn ich die Drehzahl und die Schlagzahl an der Maschine über Drehregler reglementieren könnte. So gut der Regler zu dosieren ist, im Dauereinsatz möchte man ja einfach Vollgas geben, ohne gleich z.B den Estrich unter den Fliesen zu zerstören.

Echter Dauereinsatz ist auch noch ein Thema. Es liegen 2 Stück 8 Ah Akkus bei, das Ladegerät schafft 8 A, also benötigt es ca. 1 h, um einen leeren Akku wieder zu füllen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich mir nicht vorstellen, dass der 8 Ah Akku für eine Stunde Dauerbetrieb im Fliesen stemmen oder Beton meißeln durchhält. Wer mit dem Bosch also den ganzen Tag durcharbeiten will, wird sehr wahrscheinlich zusätzliche Akkus (und dann auch Ladegeräte!) benötigen.

Was ich leider noch nicht testen konnte, mich aber brennend interessiert ist der Einfluss von Gewicht und Vibrationsdämpfung auf die Ermüdung bei längeren Meißelarbeiten. Mit 8 Ah Akku messe ich 6,35 kg Gewicht. Schon mein Kombihammer mit gemessenen 3,2 kg wird mir über den Tag beim Fliesen stemmen irgendwann recht schwer, aber er schlägt auch stark in die Arme durch. Der Bosch ist knapp doppelt so schwer, aber sehr gut gedämpft. Was also ermüdet mehr, Vibrationen oder Gewicht?

Mein Fazit:

Der Bosch GBH 18V-34 CF hat mich mit Leistung, Kontrollierbarkeit und auch Qualitätseindruck überzeugt. Er strahlt im Einsatz eine enorme Souveränität aus, die nicht nur der hohen Leistung entstammt, sondern auch dem niedrigen Geräuschpegel, der Vibrationsdämpfung und der guten Dosierbarkeit. Es macht einfach Spaß mit ihm zu arbeiten.

Umso ärgerlicher sind die unnötigen Einschränkungen durch die fehlende Abschaltung vom Schlagwerk und die Beschränkungen auf Einstellungen per App. Das stört mich aufgrund der Preisklasse doppelt.

Das Gerät ist damit spezialisierter als ich zuerst dachte und kann meinen Makita HR2470 nicht vollständig ersetzen. Das ist nicht zwangsläufig negativ, man sollte sich nur sehr klar machen, dass man hier keine „eierlegende Wollmilchsau“ bekommt, sondern einen Spezialisten für das Bohren & Meißeln in Beton. Diese Spezialistenrolle erfüllt er jedoch mit Bravour!

Tester

Daniel

Verwendetes Werkzeug

Bosch Akku-Bohrhammer BITURBO GBH 18V-34 CF

Verwendetes Zubehör

Bosch EXPERT SDS plus-7X Hammerbohrer, 12 x 200 x 265 mm

Gewerk

Stein